Landmarken
Ein Rahmen für Magie
Das Flächenland Niedersachsen ist voller Orte, die eine ganz besondere Anziehungskraft haben. Was macht die Magie dieser Orte aus? Und wie kann sie an Strahlkraft gewinnen? Diesen Fragen stellte sich der interdisziplinäre Realisierungswettbewerb LANDMARKEN: Sein Ziel war es, an fünf magischen Orten in Niedersachsen durch ortsbildprägende Eingriffe einerseits die Touristische Erschließung zu unterstützen und gleichzeitig die Strahlkraft der Landschaft in einen besonderen Rahmen zu setzen. Welche Orte das sind und welche Projekte umgesetzt werden könnten, wurde im Juli 2022 von einer interdisziplinären Jury unter Leitung des Landschaftsarchitekten Prof. Dr. Udo Weilacher von der Technischen Universität München entschieden.
So könnte auf Borkum ein neues „Tor zum Watt“ entstehen, in der Nemitzer Heide wird ein barrierefreier Erlebnissteg durch die eindrucksvolle Kulturlandschaft führen, in Zetel wartet ein alter Melkstand darauf, als Landmarke wachgeküsst zu werden, im Wintersportort Altenau sollen die Besucher das Gefühl des Skispringers beim Absprung nachempfinden, und in Rhumspringe soll die Magie der Rhumequelle neu in Szene gesetzt werden. So zumindest die Idee... bisher ist die Realisierung bei vier von fünf Projekten noch ungewiss, lediglich in der Nemitzer Heide sind bereits erste Planungsaufträge erteilt. Die Energiekrise, der Krieg in der Ukraine, die wachsenden Baukosten und finanzielle Unsicherheiten trugen dazu bei, dass die Planungen auf Eis gelegt werden mussten. Zur Realisierung der Projekte werden nun Fördermittel benötigt, was die beteiligten Kommunen jedoch vor große Herausforderungen stellt.
Die Ausstellung LANDMARKEN versetzt die Besucherinnen und Besucher mithilfe kurzer Videos an die einzelnen Orte und vermittelt so einen Eindruck der jeweiligen Landschaft und ihrer Besonderheit. Die Siegerentwürfe des Wettbewerb zeigen, welche Möglichkeiten denkbar wären, um die Strahlkraft dieser Orte hervorzuheben und erlebbar zu machen. In der begleitenden Broschüre werden die weiteren Entwürfe und das Wettbewerbsverfahren im Einzelnen vorgestellt.
Inspiriert wurde das Projekt LANDMARKEN durch die Landschaftsrouten in Norwegen, bei denen touristisch interessante Landschaftsorte durch architektonische Interventionen sichtbarer gemacht wurden. Der von der Architektenkammer Niedersachsen initiierte interdisziplinäre Realisierungswettbewerb wird begleitet durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Außerdem haben sich an der Auswahl der fünf Orte das Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz sowie das Ministerium für Wirtschaft und das Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten beteiligt. Finanziert wurde das Wettbewerbsprojekt durch Fördermittel des Landes und des Bundes im Rahmen der ZILE-Richtlinie. Betreut wurde dieses komplexe Wettbewerbsverfahren von dem Büro p+t planung stadt · land · freiraum protze + theiling GbR aus Bremen.
Borkum
Für das „Tor zum Watt“ auf Borkum gingen fünf interdisziplinär besetzte Teams ins Rennen:
- Frank Gödeke Landschaftsarchitektur, Braunschweig mit seyfarth stahlhut partner architekten, Hannover
- mesh | Landschaftsarchitekten, Hannover mit Kuhl Frenzel | Agentur für Kommunikation, Osnabrück
- nsp | landschaftsarchitekten stadtplaner, Hannover mit Pape, Hannover (Architektur) und Schlenzig, Hannover (Kommunikationsdesign)
- rabe Landschaften | Arge Studio Urbane Landschaften, Hamburg mit der Künstlergruppe Observatorium, Rotterdam
- Snøhetta, Innsbruck
Den ersten Preis sowie 6.000 Euro Preisgeld erhielt das Team rabe Landschaften | Arge Studio Urbane Landschaften, Hamburg mit der Künstlergruppe Observatorium, Rotterdam. Ihr Entwurf einer hölzernen „Bühne für das Watt“ überzeugte die Jury, da sie „den Blick ins Watt pointiert, den Treffpunkt in die Weite sichtbar markiert, den Gruppen einen Auftritt gibt und vielfältige Funktionen vereint.“
Der architektonisch komplett durchkomponierte Entwurf von Snøhetta, Innsbruck mit dem Titel „Ausblick ins Watt“ wurde mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. Das Büro erhält 4.000 Euro Preisgeld.
Altenau im Oberharz
Für den „Blick des Springers“ im Wintersportort Altenau im Oberharz entwickelten ebenfalls fünf Teams neue Ideen für eine Landmarke, die den Betrachtern das Gefühl des Skispringers beim Absprung vermitteln soll.
- A24 Landschaft, Berlin mit Holzer Kobler Architekturen, Berlin
- arc.grün| landschaftsarchitekten.stadtplaner, Kitzingen mit Thomas Bieber (Innenarchitektur) und Arndt Poser (Kommunikationsdesign)
- Annabau | Architektur und Landschaft, Berlin mit dem Tragwerksplanungsbüro Niehues Winkler Ingenieure und Ungestalt. Kollektiv für Kommunikationsdesign
- Club L94 | Landschaftsarchitekten, Köln mit HauptwegNebenweg | Agentur für Kommunikation, Köln
- Planstatt Senner | Landschaftsarchitektur | Umweltplanung | Stadtentwicklung, Stuttgart Überlingen
In dieser Auswahl zeichnete die Jury den Entwurf Annabau | Architektur und Landschaft, Berlin mit dem ersten Platz aus. Das Gremium hob vor allem „die gekonnte Inszenierung des Blicks des Skispringers auf dem auskragenden Steg“ hervor, „der in etwa vier Metern Höhe über dem Gelände ein Nachempfinden des Flugerlebnisses gut ermöglicht.“ Für seinen Entwurf erhält das Team 3.000 Euro.
Den zweiten Platz und ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro wies das Auswahlgremium der Idee einer imaginären, durch Lichtstelen nachempfundenen Flugkurve zu, einem Entwurf des Teams arc.grün| landschaftsarchitekten.stadtplaner aus Kitzingen mit Thomas Bieber (Innenarchitektur) und Arndt Poser (Kommunikationsdesign).
Nemitzer Heide
„Zwischen Himmel und Heide“ sollte ein barrierefreier Erlebnissteg durch die Nemitzer Heide führen - so lautete die Aufgabe, der sich sechs Teams stellten:
- Anna Buchwald & Lena Roop, Berlin
- chora blau | Landschaftsarchitektur, Hannover mit Hunger & Koch, Hannover (Kommunikationsdesign)
- el:ch | Landschaftsarchitekten, Berlin mit Lugauer | Bachmaier Architekten, München und Büro für faunistische Erfassungen, Münster (Landschaftsökologie)
- Joachim v. Kortzfleisch, Hannover (Landschaftsarchitektur) mit Atelier LandArt, Hannover
- Levin Monsigny Landschaftsarchitekten, Berlin mit pohlmann.architekten, Waddewitz
- quartier vier | Herberg/Siebeck/Wortelkamp Architekten Landschaftsarchitekten, Leipzig
In Form einer „Heideparabel“ legt der Siegerentwurf von el:ch | Landschaftsarchitekten, Berlin mit Lugauer | Bachmaier Architekten, München und Büro für faunistische Erfassungen, Münster (Landschaftsökologie) seinen Steg durch die Landschaft, dessen „gezirkelt-geometrischer Wegeverlauf mit seiner sanften Erhebung in der Parabel in
ruhigem Kontrast zur Umgebung steht und sorgt für eine besondere Strahlkraft der natürlichen Besonderheiten dieses magischen Ortes sorgt“, so die Begründung der Jury. Das Team erhält ein Preisgeld in Höhe von 3.500 Euro.
Den zweiten Platz erhielt der Entwurf eines „Kometenschweifes“ des Teams Levin Monsigny Landschaftsarchitekten, Berlin mit pohlmann.architekten, Waddewitz, die den Steg auf einer transparenten Stahlkonstruktion über die Heidelandschaft führen. Das Team bekommt ein Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro.
Melkstand Schweinebrück in Zetel
Wie erweckt man einen alten Melkstand im kleinen Ort Zetel in der friesischen Geest zum Strahlen und positioniert ihn gelichzeitig als Lernort? Dieser komplexen Aufgabe stellten sich sechs Teams:
- Dittel Architekten, Stuttgart mit Heuschneider Landschaftsarchitekten, Rheda-Wiedenbrück
- Frank Gödeke Landschaftsarchitektur, Braunschweig mit Bieker Nord, Hannover
- IHLE | Landschaftsarchitekten, Weimar mit ARTUS.ATELIER, Erfurt (Innenarchitektur) und Müller, Erfurt (Kommunikationsdesign)
- Landschaft ID, Wennigsen mit adlerolesch Landschaftsarchitekten, Nürnberg und Jannis Block, Halle (Innenarchitektur) und Laura Kettler, Hannover (Architektur) sowie Anna Maria Morawek, Kiel (Kommunikationsdesign)
- Sowatorini | Landschaft, Bochum und Berlin & Marcus Wagner Architektur, Dortmund & Drees und Riggers, Münster (Kommunikationsdesign)
Dabei erhielt der Entwurf des Teams Dittel Architekten, Stuttgart mit Heuschneider Landschaftsarchitekten, Rheda-Wiedenbrück den ersten Preis und ein Preisgeld in Höhe von 4.000 Euro. Die Idee zeichne sich durch „die Gestaltqualität, die Konsequenz und die sensible Formensprache des Entwurfes aus, der eher leise Töne anschlägt und dadurch einer Aneignung des Themas Landwirtschaft auf authentische Weise entspricht“, so die Jury und vermittle damit eine „poetische Atmosphäre.“
IHLE | Landschaftsarchitekten, Weimar mit ARTUS.ATELIER, Erfurt (Innenarchitektur) und Müller, Erfurt (Kommunikationsdesign) wurden für ihr Projekt „Bahnsteig Melkstand“ mit dem zweiten Preis ausgezeichnet, „das innen wie außen umfangreiche Ideen zur Nutzung und Geschichte des Ortes biete“, so die Begründung der Jury. Das Team erhält ein Preisgeld von 3.000 Euro.
Rhumspringe
Das „Reich der Nixe“ in der Rhumequelle in Szene zu setzen und für die Besucher erlebbar zu machen, war die Aufgabe, der sich vier Teams gestellt hatten.
- 3Plus Freiraumplaner, Kloeters + Müller + Kastner, Aachen mit VISUELL | Büro für visuelle Kommunikation, Aachen
- gruppe F | Freiraum für Alle, Berlin mit Felix Kapolka (Kommunikationsdesign)
- rabe Landschaften | Arge Studio Urbane Landschaften, Hamburg mit der Künstlergruppe Observatorium, Rotterdam
- Team Studio Erde, Berlin mit Raphael Volkmer (Kommunikationsdesign)
Mit der Idee, eines Quellparks erhielt erneut das Team rabe Landschaften | Arge Studio Urbane Landschaften, Hamburg mit der Künstlergruppe Observatorium, Rotterdam dabei den ersten Preis und ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro. „Der Beitrag bietet mit dem Topf ohne Boden Strahlkraft mit einem einfachen und zugleich starken Motiv in Referenz zum Quelltopf. Das Konzept der kreisrunden Interventionen ist konsequent durchgearbeitet und (...)und stärkt nachhaltig die Magie des Ortes,“ so die Begründung der Jury.
Auf den zweiten Platz wählte die Jury den Entwurf des Team Studio Erde, Berlin mit Raphael Volkmer (Kommunikationsdesign) der eine „intensive Auseinandersetzung mit Geologie und Geschichte des Ortes in einem schlüssigen Gesamtbild“ zeigt, so die Begründung der Fach- und Sachpreisrichterinnen und -richter. Für diese Idee erhält das Team ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro.
Pressematerial
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