Die Architektenkammer Niedersachsen hat sich das Ziel gesetzt, ihren Mitgliedern ein über die Pflichtaufgaben der Kammer hinausgehendes, qualitativ hochwertiges und nutzenstiftendes Service-, Informations- und Veranstaltungsangebot zu machen. Im Rahmen einer Mitgliederbefragung wurde nun überprüft, in welchem Maße dieses Ziel erreicht wird.
Insgesamt 1.120 Kammermitglieder nahmen an der Onlinebefragung teil, berichteten über ihre Erfahrungen mit der Kammer und machten Vorschläge, wie das Angebot der Kammer zukünftig weiter verbessert werden könnte.
Serviceangebot und Geschäftsstelle
Die Zufriedenheit mit dem Dienstleistungsangebot der Kammer ist hoch. Mit durchschnittlichen Bewertungen zwischen 1,5 und 2,0 auf einer 5er-Skala von 1 = sehr zufrieden bis 5 = gar nicht zufrieden wird das Serviceangebot der Kammer durchweg positiv bewertet. Der Vergleich mit früheren Mitgliederbefragungen zeigt, dass sich die Dienstleistungsqualität der Kammer in den letzten 20 Jahren deutlich verbessert hat. 2004 fielen die Urteile mit Durchschnittswerten zwischen 2,0 und 3,1 noch kritischer aus.
Eine positive Bewertung erhält auch die Geschäftsstelle der Kammer. Für die Erreichbarkeit, Freundlichkeit und Fachkompetenz der Kammermitarbeiterinnen und -mitarbeiter vergeben die Befragten auf einer Schulnoten-Skala von 1 = sehr gut bis 5 = mangelhaft Durchschnittsnoten zwischen 1,6 und 1,9. Und auch in diesen Punkten hat sich Kammer seit 2004 verbessert, wenngleich das Urteil mit Durchschnittswerten zwischen 1,8 und 2,1 auch damals schon gut ausfiel.
Fortbildungsangebot der Kammer
Insgesamt 70% der Befragten haben in den vergangenen zwei Jahren Veranstaltungen der Fortbildungsakademie der Kammer besucht. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass fast ein Drittel der befragten Kammermitglieder (30%) das Angebot der Fortbildungsakademie nicht genutzt hat. Hierbei handelt es sich vor allem um ältere Kammermitglieder, die kurz vor dem Ruhestand stehen sowie um Beschäftigte im öffentlichen Dienst, deren berufliche Weiterbildung von ihrem Dienstherrn organisiert wird. Hier finden sich aber auch Kammermitglieder der ILS-Fachrichtungen, die das Angebot der Fortbildungsakademie nicht nutzen, weil es sie inhaltlich nicht anspricht.
Diese Problematik ist nicht neu, durch die Fortbildungsakademie der Kammer allein aber nur schwer aufzulösen. Die Mitglieder der ILS-Fachrichtungen wünschen sich zurecht ein abwechslungsreiches, breites und tiefes Fortbildungsangebot. Ebenso nachvollziehbar ist, dass sich die Fortbildungsakademie bei der Veranstaltungsplanung an der zu erwartenden Nachfrage orientiert, was im Ergebnis zu einem begrenzten Angebot für zahlenmäßig kleinere Teilgruppen von Mitgliedern führt. Eine Lösung für dieses Dilemma könnten – insbesondere angesichts der zunehmenden Verlagerung der beruflichen Fortbildung in den Onlinebereich – Kooperationen mit anderen Länderarchitektenkammern oder einschlägigen Berufsverbänden sein.
Die Webseite der Fortbildungsakademie (www.fortbilder.de) wird von der Mehrheit der Kammermitglieder genutzt und positiv bewertet. Informationsgehalt, Benutzerfreundlichkeit, Anmeldeverfahren und Themenauswahl erhalten Durchschnittsnoten zwischen 1,9 und 2,3 (Skala von 1 = sehr gut bis 5 = mangelhaft). Doch auch Gutes kann noch verbessert werden. So wünschen sich die Befragten mehr Filtermöglichkeiten bei der Suche (z.B. nach Angeboten für Einsteiger und Fortgeschrittene oder nach der Relevanz für die Eintragung) sowie eine komfortablere Online-Verwaltung der Fortbildungsnachweise.
Informationsangebot der Kammer
Das Informationsangebot der Kammer ist vielfältig: neben den Newslettern von Fortbildungsakademie und Kammer und der Kammer-Webseite umfasst es das Deutsche Architektenblatt (DAB), vielfältige Kammer-Broschüren sowie die Kanäle der Kammer auf Instagram, Facebook und YouTube. Während sämtliche Informationsangebote der Kammer von den Nutzerinnen und Nutzern überwiegend positiv bewertet werden, zeigen sich hinsichtlich der Nutzungszahlen deutliche Unterschiede.
Das DAB wird mehrheitlich gelesen und die Kammer-Newsletter können sich über eine Abonnentenquote von rund 50% freuen – ein erfreuliches Ergebnis angesichts der Informationsflut, der wir alle uns heute ausgesetzt sehen. Mehrheitlich genutzt, wenn auch nicht so häufig wie das DAB, werden darüber hinaus die Kammer-Webseite sowie die Broschüren. Anders sieht es bei den Social-Media-Kanälen Instagram, Facebook und YouTube aus. Sie finden bei weniger als einem Fünftel der Kammermitglieder Beachtung und sollten daher einer kritischen Prüfung unterzogen werden. Eine Sonderrolle spielt hier allerdings der Instagram-Kanal, da er sich als geeigneter Weg erweist, um die jüngeren Kammermitglieder zu erreichen.
Das Deutsche Architektenblatt ist den Kammermitgliedern wichtig. Das zeigt auch die Frage nach einer möglichen Digitalisierung des Magazins. So stehen die Mitglieder einer digitalen Ausgabe des DAB zwar durchaus aufgeschlossen gegenüber, sprechen sich aber mit 64% mehrheitlich gegen eine Abschaffung der Printausgabe aus.
Veranstaltungsangebot der Kammer
Teile des Veranstaltungsangebots der Kammer erfreuen sich eines hohen Bekanntheitsgrades, wie der Tag der Architektur (95%), der Kammer-Cappuccino (80%), der niedersächsische Staatspreis für Architektur (71%) und die Kammer vor Ort-Veranstaltungen (65%).
Nur eine Minderheit kennt demgegenüber das Baukultursymposium (35%), die ArchitekturZeit (24%), die Architektur-Filmtage (17%), Ausstellungen wie z.B. „Wachgeküsst“ (16%), die Beteiligung der Kammer an der Real Estate Arena, den Architektur-Slam, die Neumitgliederbegrüßung und die Entwurfsverfassertage zur Beschleunigung der Baugenehmigungsverfahren (jeweils rund 10%). Insbesondere der geringe Bekanntheitsgrad der Entwurfsverfassertage ist zu beklagen, denn diejenigen, die die Veranstaltung kennen, finden sie fast ausnahmslos wichtig.
Gesamtbewertung der Kammerarbeit
Mit 74% fühlen sich die allermeisten Kammermitglieder durch die Architektenkammer Niedersachen gut vertreten. Das war nicht immer so. 2004 lag dieser Anteil noch bei 48%, 2011 bei 59%. Die Kammer hat sich in den vergangenen 20 Jahren also äußerst positiv entwickelt.
Vor allem in einem Punkt könnte sie noch besser werden. Mitglieder der Fachrichtungen Stadtplanung, Landschaftsarchitektur und Innenarchitektur fühlen sich durch die Kammer deutlich seltener gut vertreten als Architektinnen und Architekten. Dieses Gefühl der mangelnden Repräsentation der ILS-Fachrichtungen zieht sich durch die gesamte Befragung. Hier sollte nach Wegen gesucht werden, die Interessen und Belange dieser Mitglieder stärker zu berücksichtigen. Davon abgesehen lautet die wichtigste Empfehlung: Weiter so!
Nicole Reiß (Reiß & Hommerich)