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Einfach gut!

Einfach gut!, so nennt sich ein Modellprojekt, das die Architektenkammer Niedersachsen zusammen mit der NBank, dem Land Niedersachsen und dem vdw Niedersachsen Bremen 2022 auf den Weg gebracht hat. Der Niedersächsische Bauminister Olaf Lies hat die Schirmherrschaft übernommen. Einfach gut! unterbreitet Lösungen, um das Planen und Bauen zukünftig nachhaltiger, aber auch einfacher und damit kostengünstiger zu machen.

"Einfaches Bauen setzt voraus ...

... dass wir uns auf das Wesentliche reduzieren und die Planungsziele an den Bedarfen und nicht an den Komfortansprüchen vor allem auch der Auftraggeber ausrichten. Zudem müssen wir uns angewöhnen, von Systemlösungen, die ein Rundum-Sorglos-Paket anbieten, abzurücken, und unsere konstruktiven Kenntnisse nutzen, um zu einfachen, auf den jeweiligen Einsatzbereich ausgerichteten Detaillösungen zu gelangen.“

Dipl. Ing. Architektin und Stadtplanerin Karin Kellner, Vorstandsmitglied der Architektenkammer Niedersachsen

"In den letzten Jahren

... sind die Anforderungen an den Wohnungsbau auf allen Ebenen explodiert. Eine Rückbesinnung zu den Ansätzen des einfachen Bauens ist dringend notwendig. Wie im Nachkriegswohnungsbau der 50er Jahre geht es um reduziertes, langlebiges, robustes Bauen.Ein geringer Energieverbrauch ist selbstverständlich, die erforderliche Energie muss CO2-frei erzeugt sein. Die Menschen müssen sich - jenseits aller Förderprogramme - ihre Wohnungen auch leisten können. Das steht für mich im Vordergrund."

Dr.-Ing. Architekt BDA Harald Schulte, agsta architekten

Schon lange fordert die Politik mehr Wohnungen, vor allem aber kostensparende Lösungen beim Wohnungsbau. Doch leicht umsetzbar ist das nicht. Der Anstieg der Zinsen, der Mangel an stadtnahen Flächen, wachsende Grundstückspreise, die hohen Baukosten, dazu steigende Energiepreise, Arbeitskräftemangel – und Blätterwälder voller Bauauflagen und -verordnungen und DIN-Normen beschweren gerade den Bau der so dringend gebrauchten kostengünstigen Wohnungen. Strategien sind in den letzten Jahren schon zahlreiche am Tisch entwickelt worden. Lösungen der 60er- und 70er-Jahre wie Modulbau- und Systembauweisen wurden wieder diskutiert, jede Möglichkeit der Kostenersparnis betrachtet.

Nun aber kommt ein neuer Schwung in die Debatte. Architekten und Wohnungswirtschaft fordern es schon lange: Baut einfacher! Suffizienz muss zu einem zentralen Baustein für Vereinfachung und Kostenreduzierung im Wohnungsbau werden. Im Zusammenschluss mit dem Land Niedersachsen und der NBank haben die Architektenkammer und der vdw Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft 2022 das Modellprojekt Einfach gut! gestartet.

„Wir müssen endlich ins Machen kommen“, meint Architekt Sven Martens vom Vorstand der Architektenkammer Niedersachsen. „Die Möglichkeiten der Kostenersparnis beim Wohnungsbau sind allen bekannt und dennoch kommen wir nicht weiter, weil wir durch die Summe der Rahmenbedingungen, durch technische Baubestimmungen, durch ein enges Geflecht aus Normen und Richtlinien in der Planung ausgebremst sind. Und das nicht nur beim Neubau, sondern auch beim Bauen im Bestand.“

Als erfahrener Wohnungsbauer weiß Sven Martens, welche Perspektiven sich ergeben können, wenn das ständig wachsende System an Anforderungen stärker ausgelotet und interpretiert würde. „Wir müssen offen über Vorgaben und Komfortansprüche sprechen und die Widersprüche aufdecken, die dem einfachen und kostengünstigen Bauen und Wohnen im Wege stehen“, so Martens.

Im Modellprojekt Einfach gut! sind bislang acht Neu- und Umbauprojekte am Start. Die Planungsprozesse werden im regelmäßigen Dialog durch einen Fachbeirat aus erfahrenden Experten aus der Wohnungswirtschaft, dem Wohnungsbau, dem Bauen im Bestand, der Stadtplanung, der technischen Gebäudeausstattung, der Tragwerksplanung und Baukonstruktion sowie dem Baurecht begleitet. „Wir wissen,“, so Martens; „dass wir mit unseren Vorschlägen einfacher zu bauen, anecken werden, aber wir sind sicher, dass das Ausloten von bestehenden Bauvorschriften uns allen helfen wird, die Fragen rund um das nachhaltige und kostensparende Bauen zu klären.“

Damit steht die Initiative des vdw und der Kammer nicht alleine da. Gerade aus Bayern kommen seit dem Sommer 2022 viele Vorschläge „einer Diät, um sich vom Speckmantel aus Normen und Richtlinien zu befreien“, so die Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer Lydia Haack vor dem Bauausschuss. Mit der Gebäudeklasse E sollen neue bauordnungsrechtliche Wege beschritten, aber auch ein neuer Planungsweg hinzugefügt werden, mit denen die Umnutzung von Bestandsgebäuden zukünftig einfacher möglich werden soll. „Wir als Planer müssen lernen, wieder einfacher zu denken. Nachhaltige und klimaschonende Lösungen finden wir“, so Sven Martens. „Einfach gut! in Niedersachsen wird uns zeigen, was in Zukunft möglich ist.“

"Einfaches Bauen bedeutet für mich ...

... komponentenarme Konstruktionen und ein minimaler Einsatz technischen Systemen zur Schaffung einer guten Gebäudeperformance. Voraussetzung ist eine hohe Leistung der Architektur, die sich aus natürlichen Belichtungs- und Belüftungsmöglichkeiten, großzügigen Geschosshöhen und einem klar definierten vertikalen und horizontalen Erschließungsprinzip ergibt.“

Prof. Dipl.-Ing. Elisabeth Endres, BDA Technische Universität Braunschweig Institut für Bauklimatik und Energie der Architektur

„Die Kosten im Wohnungsbau ...

... explodieren derzeit. Soziale Ungleichgewichte nehmen zu. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum steht derzeit politisch auf jeder Agenda. Hier neue Wege zu gehen, um Kosten zu reduzieren, ist für mich zwingend erforderlich, damit das politische und gesellschaftliche Ziel überhaupt zu erreichen ist. Deshalb müssen bei allen künftigen Überlegungen und Planungen alle Vorschriften und Normen auf dem Prüfstand, um die Bauwerksplanung auf das notwendige vertretbare Maß zu reduzieren. Nach dem Motto „Einfach – Gut“.

Jürgen Meyer, Samtgemeindebürgermeister / Stadtdirektor aus Dannenberg

"Zukunft bauen ...

... Heimat geben! Durch dieses Modellprojekt wollen wir herausfinden, wie wir Lebens- und liebenswerte Räume schaffen können, die durch auskömmliche Gebäudeausstattung bezahlbar bleiben. Den Menschen und die gelebte Gemeinschaft möchten wir in den Fokus der Architektur stellen.“

Carolin Lauhoff, Geschäftsführerin Stephanswerk Wohnungsbaugesellschaft mbH

"Beim Wohnungsbau ...

... müssen wir zurück zu robusten Konstruktionen und einfacher Gebäudetechnik. ‚Less is more‘ ist das Gebot der Stunde für bezahlbares Wohnen im Neubau.“

Karl Heinz Range, Geschäftsführer CEO KSG Hannover GmbH

Kontakt
Katja Roßocha
Referentin
+49 511 28096-53