Gedenkstätte Ahlem, Hannover
ADRESSE
Heisterbergallee 10, 30453 Hannover
BAUHERRIN
Region Hannover, Hannover
ENTWURFSVERFASSER
ahrens & grabenhorst architekten stadtplaner BDA, Hannover / ikon I Ausstellungen, Hannover / chora blau Landschaftsarchitektur, Hannover
FERTIGSTELLUNG
Juli 2014
FOTOS
Roland Halbe
URTEIL DER JURY
1893 als Israelitische Gartenbauschule zur Ausbildung jüdischer Jugendlicher u. a. in Gartenbau gegründet, wurde das Gelände in der NS-Zeit von der Gestapo als Sammelstelle für die Deportation der jüdischen Bevölkerung und später als Ersatzgefängnis genutzt.
Aus der Spannungsgeladenheit dieser gegensätzlichen, gleichwohl dialogisierenden Themen ist mit der „Gedenkstätte Ahlem" ein vielschichtiges Projekt entstanden, das sowohl inhaltlich, konzeptionell, städtebaulich, architektonisch wie auch räumlich überzeugt. Im Sinne des Themas „Bauen für die Öffentlichkeit" ist es dem Planungsteam gelungen, für die Komplexität historischer, dramatisch gesellschaftlich-sozialer, städtebaulicher und architektonischer Aspekte einen eigenständigen Vermittlungsansatz zu finden, der wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt und kognitive Ebenen in das Ausstellungskonzept einbezieht. Die bewusste Entscheidung für ein zeitgemäßes Ausstellungskonzept mit neuem Farbkanon und Integration historischer Begebenheiten in die Raumstruktur – Beispiel Passagen – betont diesen Ansatz.
Neben den Themen Deportation und Ermordung rückt die ursprüngliche Nutzung des Geländes als Israelitische Gartenbauschule wieder in den Vordergrund. So zeigt beispielsweise die Laubhütte, zunächst Profanbau für Ausbildung, später Ort von Hinrichtungen, diese gegensätzlichen Welten denkwürdig umgesetzt.
Kontinuierlich wahrnehmbar bleibt die Verzahnung von innerer Struktur und Außengelände. Die Umsetzung des Schulgartens im Sinne des damaligen Idealtypus ist folgerichtig und prägt, gemeinsam mit den weiteren Elementen der Freianlagen, die Wahrnehmbarkeit der Gesamtkomposition.
Brüche im Konzept sind selbsterklärend, weitere fordern die Beschäftigung mit den Gegebenheiten des Ortes heraus und binden Besucher auf diese Weise in die mit dem Gelände verbundenen Zeitschichten und Strukturen ein.
Besonders gewürdigt wird der Aufbau einer eigenständigen Gedenkstätte als räumlich-inhaltliche Komposition, die den Vermittlungsansatz betont und einen generationenübergreifenden Lern- und Gedenkort schafft.
STÄDTEBAULICHE MERKMALE
Die 1893 gegründete Israelitische Gartenbauschule in Ahlem diente der Ausbildung jüdischer Jugendlicher in Gartenbau und weiteren praktischen Berufen. In der NS-Zeit nutzte die Gestapo das Gelände ab 1941 als Sammelstelle für die Deportation der jüdischen Bevölkerung und später als Ersatzgefängnis.
GESTALTUNGSMERKMALE
Das Konzept verfolgt eine gestalterische Verbindung der verschiedenen Zeitschichten. Das 1905 errichtete, denkmalgeschützte Direktorenhaus wurde saniert und modernen Ansprüchen der Ausstellungspräsentation und Vermittlungsarbeit angepasst. Neues Eingangsgebäude mit Glasfassaden. Der Neubau bietet Zugang sowohl zu den Ausstellungsbereichen im Altbau als auch zum Gartenbereich. Der Gartenbereich besteht aus Schulgartenparzellen, die an das historische Vorbild erinnern sollen. Durch Rasenschneisen wurden Linien gebildet, die einen individuellen Weg durch den Parkbereich ermöglichen sollen.
NUTZUNGSMERKMALE
Neubau eines Eingangsgebäudes und Neugestaltung des Außenraums einer NS-Gedenkstätte.
IDENTITÄT
Lern- und Gedenkort für die Öffentlichkeit.