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Paläon - Forschung- und Erlebniszentrum Schöninger Speere, Schöningen

ADRESSE

Paläon 1, 38364 Schöningen

BAUHERRIN

Stadt Schöningen, Schöningen

ENTWURFSVERFASSER

Holzer Kobler Architekturen GmbH, Zürich

WEITERE BETEILIGTE

pbr Planungsbüro Rohling AG (Generalplaner) / Topotek 1 (Landschaftsplaner)

FERTIGSTELLUNG

01. Juli 2013

FOTOS

Jan Bitter

URTEIL DER JURY

Das paläon in Schöningen ist ein herausragendes, auf Grundlage eines Wettbewerbs realisiertes Projekt in der Peripherie Ostniedersachsens, das die Themen Kulturerbe und Bauen in der Landschaft in einer markanten Architektursprache zusammenfasst. Ausgangspunkt waren die Idee und der Wunsch, die einzigartigen Fundstücke der „Schöninger Speere“ – mehr als 300.000 Jahre alte Holzobjekte – im Kontext zu dem Raum auszustellen, in dem sie gefunden und für den sie hergestellt worden sind.

Das Konzept eines Forschungs- und Erlebniszentrums bildet die schlüssige Grundlage für eine dauerhafte Kultur- und Bildungseinrichtung und stellt die Funde in den hochaktuellen Kontext der Interaktion von Mensch und Natur. Die in Kooperation mit Forschungseinrichtungen durchgeführten, kontinuierlichen Grabungen rund um das paläon befassen sich mit dem gestalteten Lebensumfeld in der Region, mit Landschaften und Siedlungen, ihrer Veränderung und Wandlung – bis hin zum Umgang mit Tagebaulandschaften.

In einer präzisen und gut erlebbaren räumlichen Organisation formuliert die Architektur des paläon die modularen Bestandteile des Projekts, die zeitlichen und thematischen Dimensionen, die Verknüpfungen zwischen Forschung, Kommunikation und Bildung. Besonders deutlich wird dies in der Eingangshalle mit den Rampentreppen zwischen den Schichten des Gebäudes sowie in den Ausblicken und Bezügen zum Tagebau und in die Landschaft. Das Gebäude verfolgt mit seiner spiegelnden Fassade Diskussionen hyperrealistischer Umweltbezüge. Tatsächlich bezieht es seine Gültigkeit als expressive und großmaßstäbliche Architekturskulptur sowohl aus historischer Varianz und Ausdruckskraft des Bauens im ländlichen Raum als auch aus der Anknüpfung an industrielle Großmaschinen und Dimensionen des Tagebaus.

Das paläon als räumliche und inhaltliche Schnittstelle zwischen verschiedenen Schichten von Siedlung und Landschaft sowie zwischen örtlichen und regionalen – oder sogar überregionalen – Bezugsystemen: Im paläon sind Chancen und Grenzen von Architektur als Impulsgeber von Entwicklungsprojekten, von regionalem Branding und neuen Modellen öffentlicher Orte auf dem Land markant gebündelt.

 

STÄDTEBAULICHE MERKMALE

Die Schöninger Speere sind mit einem Alter von 300.000 Jahren die bisher ältesten erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit. An der bedeutenden archäologischen Fundstelle am Rande des Braunkohletagebaus steht das Forschungs- und Erlebniszentrum paläon. Das Gebäude schiebt sich aus der leicht hügeligen Topografie heraus und schneidet sich in die Wald- und Weidelandschaft.

GESTALTUNGSMERKMALE

Dreigeschossiger Baukörper mit Sichtachsen. Ein geschwungenes Wegesystem im Inneren soll an den umgebenden Landschaftsraum anschließen. In der reflektierenden Außenhaut spiegelt sich die umgebende Landschaft sowie die Bewegungen der Wolken am Himmel.

NUTZUNGSMERKMALE

Neubau eines Forschungs- und Erlebniszentrums.

IDENTITÄT

Verspiegelte „Camouflage“ am Rande der Braunkohletagebaulandschaft.