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Integrierte Gesamtschule IGS, Rinteln

ADRESSE
Paul-Erdniß-Str. 1a, 31737 Rinteln

BAUHERR
Landkreis Schaumburg, Stadthagen – Thomas Kreimeyer

ENTWURFSVERFASSER
Bez + Kock Architekten, Stuttgart – Architekt Dipl.-Ing. Martin Bez, Architekt Dipl.-Ing. Thorsten Kock

WEITERE BETEILIGTE
Ernst² Architekten AG, Hannover (Bauleitung) / Büro für Freiraumplanung Christine Früh, Hannover (Freianlagen) / Wetzel und von Seht GbR, Hamburg (Tragwerksplanung)

FERTIGSTELLUNG
November 2021

ERGEBNIS EINES PLANUNGSWETTBEWERBS

FOTOS
Marcus Ebener

URTEIL DER JURY

Die Fachwerkstadt Rinteln greift bei einem Schulneubau ihre Holzbautradition wieder auf. Im Ergebnis vielfältiger politischer Diskussionen über die Materialwahl im Vorfeld des Baus entstand mit der IGS an der Burgfeldsweide der derzeit größte öffentliche Holzbau Norddeutschlands. Der dominante Baukörper hinterlässt im Ensemble der bestehenden Schulgebäude aus den 1970er Jahren einen starken städtebaulichen Eindruck. Er weicht bewusst in Materialität und Kubatur von seiner Umgebung ab und entfaltet so eine besondere und identitätsstiftende Strahlkraft. Der klar gestaltete, 112 m lange, zweigeschossige Neubau beruhigt das vorhandene Schulareal. Einladend empfangen das offene überdachte Entrée und die innenliegende Schulstraße. Sie möchten als Begegnungs- und Kommunikationsflächen genutzt werden und verzahnen sich ideal mit dem neu gestalteten Pausenhof. 

Architektonisch überzeugen das helle und freundliche Erscheinungsbild und die Detailqualität ebenso wie Akustik und Haptik. Die Tragwerksstruktur des Massivholzbaus ist im Inneren nahezu überall ablesbar. Sie bestimmt den architektonischen Rhythmus. Der einheimische Baustoff aus dem eigenen Forstbetrieb des Bauherrn sorgt für einen hohen Wohlfühleffekt sowie harmonischen Gesamteindruck.

Im Sockelgeschoss befinden sich die Fachunterrichtsräume, die Verwaltung und mit dem Atrium ein ansprechender kleiner Veranstaltungsort. Darüber sind drei rechteckige Doppeleinheiten angeordnet, deren Nutzungsbereiche sich übersichtlich um vier, teils offene und teils überdachte Innenhöfe gruppieren. Die Innen- und Außenräume kommunizieren angenehm miteinander. Das effiziente Raumkonzept folgt den Anforderungen zeitgemäßer Pädagogik. Technisch und gestalterisch durchdachte Innenräume fungieren als Lerncluster und Differenzierungsräume. Die große Schule gewährt dadurch neben den eigentlichen Klassenräumen auch viele weitere intime Lernmöglichkeiten.

Seine Zukunftsfähigkeit unterstreicht der demontierbare Lowtec-Bau mit seiner nachhaltigen Energieversorgung und der Verwendung des regionalen Baustoffs Lärchenholz.

STÄDTEBAULICHE MERKMALE

Neubau einer Schule: „Die Integrierte Gesamtschule befindet sich an der Burgfeldsweide, südlich des Stadtzentrums von Rinteln.“ Der zweigeschossige, 112 m lange Baukörper für 900 Schüler ergänzt gegenüber dem bestehenden Gymnasium das Ensemble auf dem Schulareal. „Auf einem mit Fachräumen und Verwaltung belegten Sockel sitzen 3 rechteckige Doppelcluster, die durch 4 Innenhöfe gegliedert und belichtet werden.“ Die Innenhöfe sind als Spielhöfe oder innenliegende Schilfgärten angelegt.

NUTZUNGSMERKMALE

Über die ganze Länge besitzt das Gebäude eine offene Eingangszone, als gedeckter Pausenbereich, Kommunikationsfläche und zur Erschließung der Lerncluster.

GESTALTUNGSMERKMALE

Demontierbarer Massivholzbau mit Holzrahmenfassade. „[…] nahezu alle wesentlichen Tragwerks- und Bauteile bleiben im Innenraum sichtbar.“ Fassade aus Lärchenholz, geschlagen im eigenen Forstbetrieb des Bauherrn.

KLIMANEUTRALITÄT

„Der Neubau besitzt KfW 55 Standard, wird mit Biogas aus einer nahegelegenen Anlage versorgt. Der Primärenergiefaktor beträgt fp=0,00. Die PV-Anlage deckt mit einem Ertrag von 176.000 kWh nahezu vollständig den prognostizierten Jahresstromverbrauch von ca. 200.000 kWh. Insgesamt wurden ca. 2.815 m³ Holz und nur ca. 2.650 m³ Beton verbaut.“

IDENTITÄT

Klare Sache.

Bei Textstellen in Anführungszeichen handelt es sich um Auszüge aus den Erläuterungen der Entwurfsverfasser.