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Zwischen Riepen und Humme - Erweiterung eines Schullandheimes bei Hameln, Aerzen

ADRESSE
Riepenburg 1, 31787 Aerzen

BAUHERRIN
Region Hannover. Fachbereich Schulen, Hannover

ENTWURFSVERFASSER
KUBIK Architektur, Hannover – Architekt Dipl.-Ing. Frank Lindner, PASL GmbH, Hannover (ehem. KUBIK Architektur) – Architekt Dipl.-Ing. Elias Fuchs

WEITERE BETEILIGTE
chora blau Landschaftsarchitektur – Bodem, Cordes, Ney, Schmidt PartG mbB Landschaftsarchitekten und Ingenieure, Hannover – Landschaftsarchitekt Dr.-Ing. Marcus Cordes / Giuseppe Sposato Beratender Ingenieur, Hessisch Oldendorf / Planungsbüro Hinz, Hameln – Dipl.-Ing. Sylvia Hinz, Achim Hinz

FERTIGSTELLUNG
September 2021

FOTOS
Benjamin Zweig

URTEIL DER JURY

Auf dem Weg zur Klimaneutralität wird weitergebaut. Auf dem Gelände des Schullandheims Riepenburg bei Aerzen, nahe Hameln, wurde ein Mehrzweckgebäude im Kontext bestehender Bausubstanz (zwei Bettenhäuser sowie ein Sommeratelier) gebaut. Die Gebäudestruktur sowie Materialauswahl ist robust und besitzt das Potenzial, neue Raumerfahrungen am Ort erlebbar zu machen.

Die idyllische Anlage wurde so erweitert, dass neue Ausblicke in die Landschaft eröffnet werden und die räumliche Bedeutung des Bestands verstärkt wird. Im Zusammenhang mit beiden Bestandshäusern ist ein  ganzheitliches Ensemble entstanden, welches kurze Wege und eine kommunikative Einbindung in den Heimbetrieb gewährleistet. 

Um die Kubatur des Gebäudes und dessen Fußabdruck möglichst kompakt zu halten und die Hüll- und  Versiegelungsfläche zu minimieren, wurde das Mehrzweckgebäude integrativ mit der vorhandenen Topografie auf zwei Ebenen organisiert – mit angemessenem Abstand zur historischen Substanz und guten Belichtungs- und Belüftungsverhältnissen.

Der Neubau schafft eine Neustrukturierung der Landschaft und durch geringen Aufwand eine barrierefreie Erschließung. Zudem wurden konstruktive und funktionale Defizite der Bestandsgebäude effizient behoben. Die Architekten sehen das Projekt als die Aneignung eines „atmosphärisch aufgeladene[n] Ort[es], der über Generationen Geschichten erzählt und sie weiterschreibt“. Das Mehrzweckhaus vereint die Herkunft mit der Zukunft – was fehlte, wurde ergänzt, Potenziale wurden aktiviert, Existenz und Langlebigkeit gesichert.

Der Neubau hat eine wertige und zurückhaltende Ausstrahlung. Die massiven, hochgedämmten Außenwände erhalten langlebige Bekleidungen. Die konstruktiv sehr gut durchdachte Hülle erreicht nahezu Passivhausstandard. Durch die Minimierung des Heizenergiebedarfs konnten die vor Ort vorhandene Nahwärme genutzt und aufwändige technische Gebäudeausrüstungen eingespart werden.

Durch die Kompaktheit des Gebäudes und Nutzung der Baumasse schafft der Neubau einen zukunftsorientierten Beitrag zum Thema nachhaltiges Bauen. Im Vordergrund steht die Flexibilität der Nutzung. Zur Förderung der Kommunikation öffnet sich das Gebäude zum Vorplatz wie auch zur beeindruckenden Landschaft des Hummetals. Entstanden sind ein großer Multifunktionsraum im Erdgeschoss sowie ein kleinerer im Untergeschoss, der sich in den Außenraum erweitern lässt.

Die Topografie wird über eine Treppenanlage als räumlicher Bestandteil nutzbar gemacht. Insgesamt ergänzt der Neubau den Bestand hervorragend. Es wird weitergebaut: effizient, mit Bestand, mit Verstand und viel Freude!

STÄDTEBAULICHE MERKMALE

Neubau als Erweiterungsbau eines Landschulheims. In den letzten 120 Jahren hat die Bebauung auf dem Riepen bei Hameln viele Nutzungen erlebt: Gastwirtschaft, Schlachterei, Landwirtschaftsbetrieb, Kindererholungsheim, Arbeitsdienstlager, Schule der Hitlerjugend und der NSDAP, Auffangort für Vertriebene, Heilstätte für TBC-Kranke und seit Mitte der 1950er Jahre Schullandheim. Der Neubau soll ein Ensemble mit den Bestandshäusern bilden und sich in das abfallende Gelände einbetten. Die Orientierung ist konsequent Nord-Süd – öffnet sich zum Vorplatz und zum Landschaftsraum des Hummetals.

NUTZUNGSMERKMALE

Es gibt zwei unabhängig voneinander nutzbare Ebenen.

KLIMANEUTRALITÄT

„Vielleicht bedeutet Klimaneutralität auch Nutzungsneutralität“.

Bei Textstellen in Anführungszeichen handelt es sich um Auszüge aus den Erläuterungen der Entwurfsverfasser.