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Nominierung

Dokumentations- und Lernort Bückeberg, Emmerthal

ADRESSE
Bückebergstraße, 31860 Emmerthal

BAUHERRIN
Dokumentations- und Lernort Bückeberg gGmbH, Hameln – Alexander Remmel

ENTWURFSVERFASSER
kerck + partner Landschaftsarchitekten mbB, Hannover – Landschaftsarchitekt Dipl.-Ing. (FH) Volkmar Kerck, M.Eng. Kai von Luckwald

WEITERE BETEILIGTE
Bernhard Gelderblom – Initiative historische Grundlagen & Konzeption / mjunghannover, Martina Jung M.A., Hannover / ermisch | Büro für Gestaltung, Hannover – Christoph Ermisch / Weidner Händle Atelier, Stuttgart – Berthold Weidner

FERTIGSTELLUNG
November 2021

FOTOS
kerck + partner Landschaftsarchitekten mbB, Volkmar Kerck

URTEIL DER JURY

Was für ein Ort! Auf diesem Bergrücken in der Nähe von Hameln veranstalteten zwischen 1933 und 1937 die Nationalsozialisten ihre Reichserntedankfeste. Bis zu 1,2 Millionen Menschen bejubelten in perfekt inszenierten Aufführungen Adolf Hitler und den Nationalsozialismus.

Die von Hitlers Reichsarchitekt Albert Speer entworfene Anlage, die in ihrer Bedeutung mit dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und dem Tempelhofer Feld in Berlin auf gleiche Stufe zu stellen ist, geriet nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit, und wären der ehemalige Geschichtslehrer Bernhard Gelderblom und weitere Mitstreiter wie der Historiker Alexander Remmel nicht gewesen, hätte sich daran vielleicht auch nichts geändert.

Der nun, über 80 Jahre nach der letzten Inszenierung, entstandene Dokumentations- und Lernort rückt die Geschichte in das richtige Licht – sachlich, stilistisch pur und zurückhaltend.

Ohne unnötige Rekonstruktionen legte das planende Landschaftsarchitekturbüro ein Netz aus zurückhaltenden Wegen über den Ort, ergänzt durch sieben Inseln mit Stelen, reichhaltigen Informationen und historischen Fotos – beispielsweise zur Geschichte des Hangumbaus und Organisation des Reichserntedankfestes am Bückeberg.

Im Bereich der ehemaligen Ehrentribüne wurden die alten Fundamentreste aus Beton freigelegt und mit einem aufgeständerten und barrierefreien Steg aus Gitterrosten überspannt. Die so hergestellte Aussichtsbalustrade bietet eine
herausgehobene Sicht auf den Hang, die mit einem Baumpolster nachgeformte Sprechertribüne sowie einen überwältigenden Fernblick.

Durch die vorgenommenen minimalinvasiven Eingriffe und Maßnahmen wird der Ort in all seinen Dimensionen und seiner Inszenierung erfassbar und erlebbar gemacht, Gänsehaut inklusive. Was für ein Ort!

Ein sehr gelungenes Beispiel für das „wenig“ Machen und „viel“ Erreichen.

STÄDTEBAULICHE MERKMALE

Freiraumplanung. Auf dem Bückeberg bei Hameln fand von 1933 bis 1937 alljährlich das „Reichserntedankfest“ statt, mit bis zu einer Million Teilnehmenden eine der größten Massenveranstaltungen des NS-Regimes („NSTäterorte“). „Das Areal ist eines der am besten erhaltenen Zeugnisse monumentaler Landschaftsarchitektur und gestalteter Kulturlandschaft aus der Zeit des Nationalsozialismus, da bis heute ein Großteil der Fläche lediglich als Weide- und Ackerland genutzt wird.“

GESTALTUNGSMERKMALE

„Durch das jetzt fertig gestellte, historischtopografische Informationssystem wird das bis heute auffällige Bau- und Kulturdenkmal dechiffrierbar, und es entsteht auf dem gesamten Gelände ein außerschulischer Lernort. Über die Fläche verteilte Informationsinseln erläutern verschieden Aspekte der ‚Reichserntedankfeste‘. Das Gelände wird über ein Netz von Wegen zugänglich gemacht. […] Rasenwege innerhalb des weiterhin als Schafweide genutzten Hanges verbinden die Informationsinseln, robuste Betonwege, die Stegroste über die Fundamentreste und Vollholzmobiliar sind dauerhaft und bedürfen nur wenig Unterhaltung.“

IDENTITÄT

Einen Ort begehbar gemacht und wieder ins Gedächtnis geholt.