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Nachhaltige Sanierung im Bildungs- und Begegnungszentrum, Liebenau

ADRESSE
Schloßstr. 10, 31618 Liebenau

BAUHERRIN
Samtgemeinde Weser-Aue (ehem. Samtgemeinde Liebenau), Marklohe – Dieter Korte

ENTWURFSVERFASSER
lindener baukontor architekten stadtplaner ingenieure epkes gräser schröder schwarzien tappe Partnerschaft mbB, Hannover – Architektin Dipl.-Ing. Melanie Schwarzien, Architekt Dipl.-Ing. Henk Tappe

WEITERE BETEILIGTE
Ingenieurbüro für Bauwesen Meyer + Borcherding, Nienburg / Ingenieurbüro Büsselberg GmbH, Nienburg

FERTIGSTELLUNG
Dezember 2021

FOTOS
Mario Wezel

URTEIL DER JURY

In einem partizipativen Prozess wurde die Anschlussnutzung für einen zunehmend leerfallenden Gebäudebestand konzipiert – heute finden sich Grundschule, Jugendtreff, Flüchtlingsinitiative, Sportverein, VHS, Musikschule und Dokumentationsstelle in dem seit den 1960er Jahren stetig gewachsenen, ehemaligen Schulkomplex.

Begegnung schafft Verständnis – Verständnis schafft Integration. In Liebenau wohnen viele EU-Migrantinnen und -Migranten. Die im Gebäude untergebrachten Initiativen zielen auf Integration in der gemeinschaftlichen Nutzung von Räumen ab: So wird der Musikraum der Grundschule auch von Musikschule genutzt und die Mensa von außerschulischen Koch-AGs.

Die Bauhistorie des Schulkomplexes ist nach wie vor ablesbar, beispielsweise durch ein „einheitliches Kleid“ der Gebäude. Erhalten blieb die Anfang der 2000er-Jahre aufgebrachte Wärmedämmverbundfassade eines Gebäudeteils. Bei anderen Gebäudeteilen konnte der Wärmedurchgang mittels vorgefertigter Holzrahmenbauteile und Zellulosedämmung auf ein Zwölftel reduziert werden. Diese Materialien ermöglichen
einen vollständigen Rückbau.

Der räumlich hochwertige Bestand wurde durch ressourcensparenden Materialeinsatz erhalten und effektiv weiterentwickelt.

Für die für das Ursprungsbaujahr typischen, lediglich zur Kipp-Lüftung gedachten Fensterbänder wurden schmale, außenliegende Gitterstreifen entwickelt, hinter denen zu öffnende Fenster liegen. Sie sorgen für eine gesicherte nächtliche Lüftung. Durch die nach außen versetzten Fenster sind tiefe Fensterbänke entstanden, die Sitz- und Ablagemöglichkeiten schaffen.

Holzwolle-Leichtbauplatten tragen in allen Räumen zum Schallschutz bei, der Einbau eines Fahrstuhls ist geplant. Beheizt wird das Bildungs- und Begegnungszentrum durch ein mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk.

Das Bildungs- und Begegnungszentrum ist ein sehr gelungenes Beispiel für eine integrative Konzeption und  Umsetzung im Bestand. Für sich verändernde Nutzergruppen wurden mit durchdachten Ansätzen Potenziale für eine ökologische und soziale Nachhaltigkeit geschaffen, für die auch schon neue Lehrerinnen und Lehrer
begeistert und gewonnen werden konnten. 

STÄDTEBAULICHE MERKMALE

Schulsanierung. Die St.-Laurentiusschule aus den 1960er Jahren, die immer wieder durch An-/Umbauten verändert worden ist, wurde neu organisiert und durch Bildungs- und Begegnungsangebote erweitert. „Die Herausforderung war, diese gewachsene Struktur in ein stimmiges gestalterisches und nachhaltiges 
Gesamtbild zu fügen. Der Massivbau mit Klinker Innen/Außen wurde umgestaltet.“

NUTZUNGSMERKMALE

Grundschulbetrieb, Jugendarbeit, Flüchtlingshilfe, Angebote der Kleiderkammer.

GESTALTUNGSMERKMALE

Farbtöne in den Räumen weiß/sand und hell lasiertes Birkenholz. „Die Einbauebene der Fenster wurde ein Stück nach außen versetzt, sodass innen große, tiefe Lernfensterbänke entstanden sind.“ Neue Holzfassade.

KLIMANEUTRALITÄT

„Anstatt das gesamte Gebäude mit WDVS zu dämmen, wurde eine CO2-reduzierte Konstruktion gewählt. Es wurden Fassadenelemente aus vorgefertigten Holzrahmenbauteilen vorgehängt. So z. B. konnte der U-Wert der Außenwand von 1,7 W/m²K auf 0,14 W/m²K verbessert werden.“

IDENTITÄT

Neues Gesamtbild für einen Schulkomplex aus den 1960er Jahren.

Bei Textstellen in Anführungszeichen handelt es sich um Auszüge aus den Erläuterungen der Entwurfsverfasser.