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Preisträger 2022

Neuordnung und Sanierung Kooperative Gesamtschule Leeste, Weyhe

ADRESSE
KGS Leeste, Schulstrasse 40, 28844 Weyhe

BAUHERRIN
Gemeinde Weyhe. Der Bürgermeister

ENTWURFSVERFASSERIN
REMKE + PARTNER INNENARCHITEKTEN mbB, Barsinghausen – Innenarchitektin Prof. Dr.-Ing. (FH) Tanja Remke

WEITERE BETEILIGTE
M+R Ingenieurbüro für Elektro-Installationstechnik, Syke – Oliver Bleeker / Ingenieurbüro Beierle Technische Gebäudeausrüstung, Stuhr – Jürgen Fröhlich / WDI Wendelken Brandschutz, Zeven – Bernd Lemmermann / Ahrlich & Partner GbR Ingenieurbüro für Tragswerksplanung und Konstruktion, Weyhe – Gerd Ahrlich

FERTIGSTELLUNG
März 2022

ERGEBNIS EINES PLANUNGSWETTBEWERBS

FOTOS
Frank Schinski

URTEIL DER JURY

Die Neuordnung und Sanierung der kooperativen Gesamtschule Leeste ist – gleich in mehrerlei Hinsicht – ein Vorzeigeprojekt und Argument für den Umbau: Die groß dimensionierte, aber schlecht nutzbare Raumstruktur aus den 1970er-Jahren wurde durch gezielte Eingriffe so uminterpretiert, dass die potentiell vorhandene Großzügigkeit erleb- und nutzbar wird. Als Neubau wäre solch ein ‚verschwenderischer‘ Umgang mit Raum heute nicht mehr denkbar – als Umbau eben schon.

Der Umbau der ca. 14.000 m² BGF erfolgte in sieben Bauabschnitten im laufenden Betrieb – und in einem partizipativen Entwurfsprozess mit der Schulleitung, den Schülern und den im Haus Beschäftigten. So wurden die Farbgestaltung und die vielfältige Möblierung der Gangzonen und Zwischenräume zusammen entwickelt. Die Architekten haben diesen Prozess – der in dieser Form auch nur beim Umbau möglich ist – gelenkt, und sie haben durch wenige, kluge Eingriffe die Grundstruktur für das vielfältige Leben geschaffen, das sich nun zwischen den eigentlichen Klassenräumen abspielt.

Diese Eingriffe – etwa der Einbau von Sheds an Stelle von Glaspyramiden – oder die Ergänzung eines Vorbaus als neuer Haupteingang – sind so unauffällig eingepasst, dass sie wirken, als wären sie schon immer da gewesen. Für die Abtrennung schallisolierter Arbeitszonen wurden Glas-Trennwandelemente entwickelt und zertifiziert, sodass auch diese abgetrennten Bereiche als Teil des neu entstandenen fließenden Raumkontinuums der Gesamtschule empfunden werden.

Die vorhandenen, bereits früher modernisierten Bauelemente, wurden technisch und gestalterisch einbezogen und durch neue Elemente ergänzt, wie Innendämmungen oder neue Fenster. Die gesamte Haustechnik wurde erneuert, die abgehängten Decken dazu entfernt und nach der Installation und Deckendämmung offen belassen. Die nun – mit allen
Herstellungsspuren aus den 1970er-Jahren – sichtbaren Rohbauelemente der Decken und die unverputzten Betonsteinwände tragen mit ihrer Patina wesentlich zur Raumstimmung bei, die darüber hinaus von neu ergänzten, robusten Ausbaumaterialien wie Stäbchenparkett oder Kunststein, den Holz-Glas-Trennwänden und den raumbildenden Holzmöbeln sowie Sitzstufen der Lernlandschaften geprägt ist.

Die Neuorganisation des gesamten Schulbetriebs ermöglicht die separate Nutzung des Ganztagesbereichs und die Mehrfachnutzung der Aula als Kulturforum für die Gemeinde. Die umfassende und ganzheitliche Maßnahme zeigt, dass intelligentes, das heißt Ressourcen und Möglichkeiten des Bestands nutzendes und weiterentwickelndes Umbauen zu einem Ergebnis führen kann, das neben deutlich geringeren Kosten eines Neubaus sogar eine höhere Qualität liefert.

STÄDTEBAULICHE MERKMALE

Sanierung und Neuordnung einer Schule. Das zweigeschossige Schulgebäude aus den 1970er Jahren wurde im laufenden Betrieb, mit dem Ziel eines hohen Bestandserhalts, kernsaniert und energetisch ertüchtigt. Rohbau, Dach und Teile der Fassade konnten erhalten werden.

NUTZUNGSMERKMALE

Die bisher ungenutzten Flurflächen wurden für pädagogische Arbeit aktiviert.

GESTALTUNGSMERKMALE

„Eigens für das Projekt entwickelte Holz-Glas-Trennwände verbinden die Flurflächen mit den Klassenräumen zu eigenständigen Lernhäusern, die durch Sichtbeziehungen und natürliche Belichtung charakterisiert sind.“ Integrierte Lern- und Aufenthaltsmöbel. Holz, Glas, Werkstein. Der gesamte Planungs- und Bauprozess wurde mit einem von Remke + Partner durchgeführten und vom Deutschen Kinderhilfswerk geförderten Partizipationsprozess gestaltet.

KLIMANEUTRALITÄT

Bestandserhalt, „bewusste Materialverwendung“, identifikationsstiftender Partizipationsprozess.