>> Dr.-Ing. Martin Prominski, Professor für Entwerfen urbaner Landschaften, Leibniz Universität Hannover, Partner im Büro mesh landschaftsarchitekten, Hannover/Tokio
Wo liegen die Herausforderungen für den Berufsstand der Planer*innen in der Zukunft?
Wissenschaftler*innen wie Johan Rockström und andere haben uns gezeigt, dass die Menschheit die planetaren Grenzen, in denen ihr Überleben möglich bleibt, teilweise schon überschritten hat. Die sich daraus ergebenden Herausforderungen wie Klimakrise oder Biodiversitätsverlust sind den Planer*innen seit vielen Jahren bekannt und es wird intensiv an Lösungen für eine Transformation in Richtung Nachhaltigkeit gearbeitet. Die besondere Herausforderung für Planer*innen ist es, diesen nachhaltigen Lösungen über die Funktionalität hinaus eine ästhetische Sprache und Schönheit zu geben.
Kommen die Planer*innen ihrer Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft angemessen nach?
Die Planer*innen haben in den letzten Jahren hohe Kompetenzen aufgebaut, um die Transformationsherausforderungen in Richtung einer nachhaltigen Gesellschaft anzugehen. Sie können damit ihrer Verantwortung sehr gut gerecht werden, es herrscht allerdings ein Defizit bei der Umsetzung, denn Auftraggeber*innen oder die Politik können den wachsenden Anforderungen aus finanziellen, konzeptionellen oder anderen Gründen nicht gerecht werden.
Sind die Planer*innen für die Zukunftsgestaltung überhaupt relevant? Welche Handlungsfelder müssen fokussiert werden, um eine bedeutsame Rolle innerhalb unserer Gesellschaft zu spielen?
Meine Disziplin, die Landschaftsarchitektur, ist für mehrere „big challenges“ von hoher Relevanz. Im Umgang mit der Klimakrise entwickelt sie blaugrüne Infrastrukturen in urbanen Landschaften oder wendet neue Strategien in der Planung für Pflanzen und Tiere an, um dem Biodiversitätsschwund zu begegnen. Und auch in der Pandemie wird deutlich, wie wichtig die von Landschaftsarchitekt*innen gestalteten öffentlichen Freiräume für Begegnung und Aktivitäten sind.
Wird der Nachwuchs auf die Herausforderungen der Zukunft gut vorbereitet?
An der Leibniz Universität Hannover steht die Vorbereitung des Nachwuchses auf die Herausforderungen der Zukunft im Zentrum unserer Anstrengungen. Wir vermitteln hier auch unsere internationalen Forschungsperspektiven, bspw. aus China oder Südamerika. Die Studierenden fordern diese Themen auch ein und bearbeiten sie sehr engagiert, wie Beispiele auf dem Youtube-Kanal meines Fachgebietes „Entwerfen urbaner Landschaften“ zeigen (https://www.youtube.com/channel/UC3wYUw-sBXtInMpx-t5mKsg).
Was möchten Sie den Planer*innen aus Ihrer Perspektive mit auf den Weg geben?
Im Planungsalltag sollte der Pragmatismus durch eine tägliche Dosis Idealismus à la Fridays for Future aufgemischt werden. Und perspektivisch wäre es wichtig, dass mehr Planer*innen in die Politik gehen, um dort unsere Kompetenzen in die wichtigen Weichenstellungen einzubringen.