>> Dr. techn. Sanela Pansinger, Architektin, Stadtplanerin und Stadtforscherin, Gründerin von adasca – agency for digital and analog space couture
Wo liegen die Herausforderungen für den Berufsstand der Planer*innen in der Zukunft?
Uns ist heute, jetzt, in der Gegenwart der Covid-19 Pandemie bewusst worden, dass neben den wirtschaftlichen, besonders die ökologischen und sozialen Herausforderungen, wesentliche Aufgaben unserer Zukunftsbewältigung sind. Hinzu kommt, dass insbesondere aufgrund ihrer langen Lebensdauer, der Eigenwert und die Identität der gebauten Umwelt an Bedeutung gewinnen.
Die Antworten auf die Fragestellung „Wie kann man eine räumliche Organisation entwickeln, die ein Gebiet zukünftig nachhaltig prägt?“ zu finden bzw. einen hybriden Rahmen aus Theorie und Praxis zu definieren, der eine spezifische Form der Urbanisierung generiert, die nicht nur ökonomisch, ökologisch und sozial, sondern auch gestalterisch nachhaltig* ist, ist somit eine der grundlegenden Herausforderungen für den Berufsstand der Planer*innen in der Zukunft (*Gestalterische Nachhaltigkeit, Pansinger S., Prettenthaler F.)
Kommen die Planer*innen ihrer Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft angemessen nach?
Es geht um einen Ausdruck für die Gestaltung der bebauten Umwelt zu finden, der Dauerhaftigkeit gültig ist bzw. es geht um den Umgang mit der ständigen Transformation der räumlichen Organisation, welche durch die Veränderungen des gesellschaftlichen und kulturellen Bewusstseins verursacht werden.
In diesem Sinn ist es erforderlich, die Wechselwirkung zwischen den funktionalen Zusammenhängen, der Gestalt der räumlichen Organisation und gegenwärtigen Herausforderungen wie: Energieoptimierung, Gesundheit, Reduktion von Emissionen, Anpassung an den Klimawandel, Digitalisierung, Mobilität, Wirtschaft und die alternde Gesellschaft erkennen und räumlich einbetten zu können. Es soll in aller Deutlichkeit sichtbar und spürbar werden, dass urbane Strukturen in der Zukunft ein integraler Bestandteil des Gesellschaftssystems sind. Diese Verantwortung müssen die Planer*innen durch ihre fachliche Kompetenz mit sich bringen und in ihre Projekte implementieren können.
Sind die Planer*innen für die Zukunftsgestaltung überhaupt relevant? Welche Handlungsfelder müssen fokussiert werden, um eine bedeutsame Rolle innerhalb unserer Gesellschaft zu spielen?
Die Tatsache, dass sich alle unsere Handlungen im Raum materialisieren und eine Gestalt annehmen, manche, ohne dass sie das Ergebnis eines Gestaltungsprozesses sind, stellt die Möglichkeit einer bewussten Entscheidung, diesen unbewussten Materialisierungsprozess gestalterisch zu begleiten und somit unsere Zukunft nachhaltig zu gestalten. Entscheidend dabei ist es, dass die räumlichen Gestaltungsprozesse als komplex, vielschichtig und spezifisch wahrgenommen werden. Im Jahrhundert der Städte und gegenwärtig, verursacht durch die Covid-19 Pandemie, verstärkt, werden weltweit ähnliche Anforderungen an den Lebensraum gestellt, wo die Planer*innen eine entscheidende Rolle dabei spielen.
Wird der Nachwuchs auf die Herausforderungen der Zukunft gut vorbereitet?
Es geht nicht weiterhin nur die allgemeine Definition der Prinzipien, Bausteine oder Formen für eine gelungene Stadt-, Gebäude- oder Raumgestalt zu vermitteln. Vielmehr geht es um die Fähigkeit, zu entwickeln, eine Vorgehensweise rausfinden zu können, welche das Erschaffen eines räumlichen Arrangements ermöglicht, das die Beziehung der Menschen zur Natur letztendlich stärkt und nicht schwächt. Das ist eine der wesentlichen Aufgaben unserer Zeit.
Was möchten Sie den Planer*innen aus Ihrer Perspektive mit auf den Weg geben?
Die zukünftigen urbanen Entwicklungen werden zweifellos ihre Wurzeln in den gegenwärtigen Kontextbedingungen und Einflüssen (Klimawandel, Knappheit der Ressourcen, demografische Entwicklungen etc.) haben, die gemeinsam betrachtet und in ihrer weiteren Entwicklung, der Raum- und Stadtplanung ihren Stempel aufdrücken werden. Diese neuen Entwicklungen brauchen gute und mutige Planer*innen.