Zum siebten Mal würdigt der Landespreis besonders herausragende Träger der niedersächsischen „Grünen Hausnummer“ für energieeffizientes Sanieren und Bauen. Die „Grüne Hausnummer“ ist eine Auszeichnung der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen und ihrer regionalen Partner. Für den Zeitraum 2022 und 2023 werden vier vorbildlich sanierte Wohngebäude und zwei Neubauten mit dem niedersächsischen Landespreis „Grüne Hausnummer“ 2022/23 ausgezeichnet. Über die Prämierung freuen sich Familien aus den Landkreisen Aurich, Lüchow-Dannenberg, Heidekreis und Osnabrück sowie ein Wohnprojekt aus Rotenburg an der Wümme und eine Wohnungseigentümergemeinschaft aus dem Landkreis Stade. Umweltminister Christian Meyer sprach ihnen dafür heute bei der feierlichen Preisverleihung in Hannover persönlich seine Anerkennung aus.
Veröffentlicht am: 30. Mai 2023
Wer heute ein Gebäude saniert oder neu baut, trifft Entscheidungen, die über viele Jahre Bestand haben werden. Der Endenergieverbrauch für Heizung und Warmwasser der niedersächsischen Wohngebäude ist in den vergangenen Jahren zwar kontinuierlich gesunken, bis zur Klimaneutralität müssen die Wohngebäude aber noch deutlich energieeffizienter werden und es müssen verstärkt erneuerbare Energien eingesetzt werden. Energie- und Klimaminister Christian Meyer freute sich über die zahlreichen beispielhaften Projekte die besonders zukunftsweisende Ideen und Technologien aufweisen: „In Niedersachsens Gebäuden steckt enormes Potenzial, um Energie und damit auch Emissionen einzusparen – besonders wichtig, wenn wir unsere ambitionierten Klimaziele in Niedersachsen erreichen wollen. Die Preisträgerinnen und Preisträger sind tolle Vorbilder, denn sie zeigen, wie ein Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz aussehen kann – und reichen als Beispiele über ihre eigenen Projekte hinaus.“
Die Preisträger:innen des Landespreises „Grüne Hausnummer“ zeigen in ganz unterschiedlichen Gebäuden, wie es gehen kann, und geben damit Orientierung auf dem Wege in eine klimaneutrale Zukunft. Lothar Nolte, Geschäftsführer der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen, liegt die Übertragbarkeit der prämierten Beispiele auf den Gebäudebestand am Herzen: „Die Preisträger:innen unserer „Grünen Hausnummer“ zeigen seit Jahren mit kreativen Lösungsansätzen, der Nutzung moderner Technologie und der Verwendung nachhaltiger Baumaterialien wie man zukunftsweisend saniert. Diese Beispiele sind auf viele Bestandsgebäude in unserem Bundesland übertragbar und animieren zur Nachahmung!“
Sanierungspreise: Im besten Sinne beispielhaft
Den ersten Preis in der Kategorie Sanierung erhält Familie Tjaden aus Großefehn im Landkreis Aurich. Sie hat den unter Denkmalschutz stehenden Gulfhof von 1914 zu einem KfW-Effizienzhaus 70 saniert. Im Vordergrund standen dabei der Erhalt der Bausubstanz und des Gebäudecharakters sowie die nachhaltige Weiternutzung der landwirtschaftlichen Gebäude. Die gelungene Sanierung in Verbindung mit einer Erdwärmenutzung und dem neuen Wohnkonzept der Hofgemeinschaft hat die Fachjury nachhaltig beeindruckt.
Der zweite Preis geht an Karina Tetzlaff und Christof Jens in Küsten im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Das Paar hat sein sanierungsbedürftiges Einfamilienhaus von 1975 mit einem gut durchdachten Konzept fit für die Zukunft gemacht. Mit nachhaltigen Baustoffen, ressourcenschonender Dämmung und Erhalt des Dachaufbaus konnte der hohe Effizienzstandard von KfW 55 erreicht werden. Die gute Mischung aus Alt und Neu ermöglicht die Übertragbarkeit auf den deutschen Gebäudebestand und ist im besten Sinne beispielhaft, entschied die Fachjury.
Den dritten Preis in der Kategorie Sanierung belegen zwei Familien, die mit großem persönlichem Engagement vorbildlich historische bzw. denkmalgeschützte Gebäude saniert haben.
Das Ehepaar Feddeler und Zinke-Münz aus Gilten im Heidekreis hat durch die Sanierung mit nachhaltigen Baumaterialien ein regionaltypisches Fachwerkhaus aus dem Jahr 1903 erhalten und aufwerten können. Auch im Innenraum wurde auf den Erhalt von ursprünglichen Merkmalen des Hauses Wert gelegt. Erneuerbare Energien versorgen das Gebäude mit Wärme und Strom. Der KfW-55 Standard des Gebäudes ist ein deutliches Statement für die Machbarkeit anspruchsvoller Sanierungen im historischen Bestand.
Ein denkmalgeschütztes Bauernhaus mit Stallungen aus dem Jahr 1792 in Hagen im Landkreis Osnabrück wurde nach längerem Leerstand von Familie Scholle erworben und durch eine umfangreiche Sanierung vor dem Verfall gerettet. Die ursprüngliche Raumaufteilung des Bauernhauses sollte gewahrt bleiben, ohne die Form des Hauses und der Hofanlage zu verändern. Der behutsame und bauphysikalisch richtige Umgang mit dem Fachwerk zeige vorbildlich, dass es möglich sei, alte Bausubstanz mit moderner Bautechnik und nachhaltigen Baustoffen zu sanieren bzw. zu kombinieren, so die Jury.
Neubaupreise: Innovativ wohnen mithilfe intelligenter Nutzung von Technologie
Der Neubaupreis wird in dieser Wettbewerbsrunde geteilt: Das Projekt Lebensart besticht durch sein innovatives Wohnkonzept, die WEG Teichstraße durch die intelligente Nutzung verschiedener Technologien in Kombination mit nachhaltigen Materialen.
Das Wohnprojekt Lebensart GbR steht für das Zusammenleben in einem generationsübergreifenden, ökologischen und barrierefreien Wohnhaus in Rotenburg (Wümme). Die Bewohner:innen der acht Wohneinheiten teilen Ressourcen, leben und wohnen selbstbestimmt in einer Gemeinschaft. Und das alles naturnah aber mitten in der Stadt, ausgestattet mit großen Garten- und Freiflächen. Die Jury hat sich für dieses Gebäude entschieden, da sich das Projekt durch sein ökologisches und gemeinschaftliches Gesamtkonzept auszeichnet. Mit einer Photovoltaikanlage und Geothermie-Nutzung wird eine hohe Energieeffizienz entsprechend KfW-Effizienzhausstandard 40 plus erreicht.
Die Wohnungseigentümergemeinschaft Teichstraße in Stade hat zwei Gebäude mit insgesamt elf Wohneinheiten unter Verwendung ökologischer Baustoffe errichten lassen. Die Häuser auf KfW-Effizienzhausstandard 40 plus sind über eine gemeinsame Energieversorgung verbunden. Diese besteht aus einer Sole-Wasser-Wärmepumpe und einer Photovoltaikanlage aus PV- und PVT-Modulen zur Erzeugung von Strom und Wärme. Die Wärmepumpe nutzt Solarwärme über die PVT-Module und Erdwärme über vier Korbkollektoren auf dem Grundstück. Zusätzlich sind die Dächer als Gründächer gestaltet worden. Die Jury überzeugte das Konzept in Stade, nicht zuletzt, weil durch die Nachnutzung bereits versiegelter Gewerbeflächen keine neue Fläche verbraucht wurde.
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Hintergrund: Über 1.600 „Grüne Hausnummern“ in Niedersachsen
Die „Grüne Hausnummer“ ist eine Auszeichnung der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen und ihrer regionalen Partner. Sie zeichnet Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer aus, deren Neubau mindestens dem Standard „KfW-Effizienzhaus 40“ entspricht oder die ihren Altbau besonders energieeffizient saniert haben. Erfolgreiche Bewerber erhalten eine hochwertige „Grüne Hausnummer“ für die Hausfassade. Inzwischen gibt es die Auszeichnung in 28 Regionen Niedersachsens. Über 1.600 Hausnummern wurden bereits vergeben. Alle zwei Jahre wird an herausragende Projekte der Landespreis „Grüne Hausnummer“ verliehen. Aus den teilnehmenden Regionen werden Vorschläge eingereicht, die Auswahl trifft eine Fachjury.
Hintergrund: KfW-Effizienzhausstandards
Die KfW ist die Förderinstitution des Bundes für energieeffiziente Gebäude. Sie unterscheidet auf Grundlage des Gebäudeenergiegesetzes verschiedene Effizienzstufen. Für Sanierungen von Wohngebäuden gibt es aktuell in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) die Standards 40, 55, 70 und 85. Je kleiner der Wert ist, desto geringer ist der Energiebedarf der Immobilie. Als Referenz dient ein KfW-Effizienzhaus 100, das bis 2016 als gesetzliche Mindestanforderung an Neubauten galt. Im Vergleich zum Referenzgebäude benötigt das Effizienzhaus 55 also nur 55 Prozent der Primärenergie.
Die Mitglieder der Jury:
- Pia Grund-Ludwig, Chefredakteurin des Gebäude-Energieberater
- Stefan Kahl, KfW Berlin
- Florian Lörincz, Energieberatung Verbraucherzentrale Niedersachsen
- Lothar Nolte, Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen
- Christiane Schömburg, Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung
- Stefanie von Heeren, Architektenkammer Niedersachsen
Die Preisträger und Preise 2022/ 2023:
- Sanierung:
- Preis: Familie Tjaden aus Großefehn im Landkreis Aurich (1.500 Euro)
- Preis: Familie Jens/Tetzlaff aus Küsten im Landkreis Lüchow-Dannenberg (1.000 Euro)
- Preis: Familie Feddeler/Zinke-Münz aus Gilten aus dem Landkreis Heidekreis und Familie Scholle aus Hagen am Teutoburger Wald aus dem Landkreis Osnabrück (je 500 Euro)
- Neubaupreis:
- Wohnprojekt Lebensart GbR aus Rotenburg (750 Euro) und Projekt WEG Teichstraße aus Stade (750 Euro)
Quelle: Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen