Recyclinghaus Hannover-Kronsberg, Hannover
ADRESSE
Treppenkamp 1, 30539 Hannover
BAUHERRIN
Gundlach GmbH & Co. KG Wohnungsunternehmen, Hannover
ENTWURFSVERFASSER
CITYFÖRSTER architecture + urbanism, Hannover, Architekt Dipl.-Ing.
Nils Nolting, Architektin Dr.-Ing. Verena Brehm
WEITERE BETEILIGTE
DREWES + SPETH Beratende Ingenieure im Bauwesen Partnerschaftsgesellschaft mbB, Hannover (Statik) / H2A – v. Heeren Habibi Architekt und Ingenieur PartGmbB, Hannover (Bauphysik) / TGW Planungsgesellschaft für Gebäudetechnik mbH, Hannover (Haustechnik) /ahb Vermessungsbüro Haase & Bette GbR, Hannover (Vermessung) / Dr. Ing. Meihorst und Partner Beratende Ingenieure für Bauwesen GmbH, Hannover (Bodengutachten) / IFB – Institut für Bauforschung e. V., Hannover (Qualitätssicherung)
Tessmer & Sohn Straßenbaugesellschaft mbH, Wunstorf (Erdarbeiten) / Gundlach GmbH & Co. KG Bauunternehmen, Hannover (Stahlbeton und Maurerarbeiten) / GP Papenburg Betonwerke Nord GmbH, Hannover (Recyclingbeton) / Rombach Bauholz + Abbund GmbH, Oberharmersbach (Massivholzelemente) / Dach & Fachwerk, G. Schneider & J. Depenbrock GbR, Springe / Gestorf (Holzbau) / Adolf Schwonberg GmbH & Co. KG, Hannover (Fassaden und Metallbau) / Kühne Akustik und Trockenbau, Mark Kühne, Hannover (Trockenbau) /Tischlerei Hass, Hannover (Tischler) / Elektro Rieger GmbH, Langenhagen (Elektroinstallationen) / W. Jung & Söhne GmbH, Langenhagen (HLS) / Molle, Thorsten Moldenhauer (Bauteilbergungen) / G. Dobbert GmbH, Langenhagen-Alt-Langenhagen (Galabau)
FERTIGSTELLUNG
Juli 2019
FOTOS
Olaf Mahlstedt
URTEIL DER JURY
Mit dem Recyclinghaus auf dem Kronsberg in Hannover möchte die Bauherrin der Frage nachgehen, wie viel Recycling bei einem Neubau möglich ist. Der konsequente Einsatz von Gebrauchtmaterialien aus dem eigenen Bestand wird hier zum beeindruckenden Programm. Ressourcen schonend zu bauen, nachhaltig zu denken und zu handeln und dabei nicht auf Gestaltung, Komfort und Lebensart zu verzichten: Diesen Ansprüchen trägt das ganz besondere Projekt mit seinen experimentellen und innovativen Ansätzen Rechnung.
Architektonisch besticht die Lösung durch eine klare Zonierung der Fassaden mit einfachen geometrischen Elementen aus Glas (Industrieglas) und Fassadenplatten. Lediglich der Eingangsbereich wird durch Holzverschalungen aus ehemaligen Saunabänken davon abweichend gestaltet. Mit großem Aufwand sind die verschiedenen recycelten Materialien einem Mosaik ähnlich zu einer neugestalteten Gebäudehülle zusammengesetzt, die einen signifikant günstigeren CO²-Fußabdruck hinterlässt. Alle wesentlichen Fassadenelemente sind vertikal ausgerichtet und prägen die Linienführung und den ästhetischen Gesamteindruck.
Im Inneren setzt sich die klare Aufteilung fort, eine zentrale Treppe in der Gebäudemitte erschließt die Räume über kleine Flure. Auf allen Ebenen des 2,5 geschossigen Gebäudes entstehen interessante Blickbeziehungen, gekonnt eingesetzte Belichtungselemente ermöglichen vielfältige Sichtbeziehungen, immer auch mit Außenbezug. Auf der Dachterrasse lässt sich dieser ganz bewusst wahrnehmen, ebenso finden sich auch hier die Saunabänke wieder und strahlen durch ihre warme Materialität Geborgenheit aus.
Die zentrale Wohnküche im Erdgeschoß bildet gleichsam das Zentrum des Hauses, über das ein Arbeitszimmer hinter einer Wand aus gestapelten Gipskartonresten mit einer Tür eines ehemaligen Messestandes platziert wurde. Die architektonische Gesamtqualität wird von der verspielten, innenräumlichen Collage überlagert. Viele kleine, liebevoll gestaltete Details erinnern immer wieder an den „roten Faden“ des Recyclinghauses, ohne dabei aufdringlich zu wirken. So ist schon ein genauer Blick gefordert, um beispielsweise den aus Kornkorken gestalteten Fliesenspiegel des Bades zu erkennen. Das Gebäude wirkt in sich harmonisch und strahlt eine warme Atmosphäre aus. Seine ganz eigene Identität leistet einen inhaltlich überaus relevanten Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit.
STÄDTEBAULICHE MERKMALE
Das Grundstück liegt in Hannovers Stadtteil Kronsberg, am südlichen Rand – Nähe Expo/Messe.
NUTZUNGSMERKMALE
Neubau Prototypus eines experimentellen Wohnhauses, das die Möglichkeiten und Potenziale verschiedenster Arten von Recycling im Reallabor austestet.
ZUKUNFTSWEISEND / KLIMAGERECHT / NACHHALTIG
Verwendung von Recycling - und Gebrauchtmaterialien: Fassadenbekleidung, Fenster und Außentüren sind aus gebrauchten Bauteilen hergestellt. Im Innenausbau und in den Freianlagen fast vollständig gebrauchte Bauteile und Materialien verbaut: Messebauplatten für Innenwände, Böden und Türen. Die gebrauchten Bauteile wurden ausschließlich lokal gewonnen und stammen zum großen Teil aus den Gebäudebeständen des lokalen Wohnungs - und Bauunternehmen Gundlach: z. B. Saunabänke als Eingangsfassade, Innenwände aus Abbruchziegeln. Zudem wurden industriell recycelte Materialien eingesetzt; z. B. Gründung in Recyclingbeton (erstmals in Niedersachsen zugelassen) und Fassadendämmung aus recycelten Kakaobohnen-Jutesäcken.
IDENTITÄT
Aus Alt macht Neu